So läuft es richtig

Text aus der „Sächsischen Zeitung“ vom 26.02.2013 von Hagen Linke

Triathleten des SC Hoyerswerda waren im Bundesleistungszentrum Kienbaum. Auch dabei: Die Kamera, die „alles sieht“

Triathleten sind normalerweise hart im Nehmen. Bei der Königsdisziplin des Ausdauerdreikampfes, der Langdistanz, sind nicht nur 3,8 km zu schwimmen und 180 km auf dem Rad zu absolvieren. Anschließend ist noch ein Marathon (42,195 km) zu laufen. Einige der 19 Teilnehmer, die beim Trainingscamp der Triathlon-Abteilung des SC Hoyerswerda kürzlich im Bundesleistungszentrum (BLZ) in Kienbaum bei Berlin waren, haben so einen langen „Ironman“ bereits absolviert. Anderen steht der erste „Einsteiger-Wettbewerb“ hingegen noch bevor. Für alle war aber das viertägige Trainingslager vor einer Woche in der modernen Anlage am Liebenberger See eine große Herausforderung. Seit 2009 absolvieren SC-Sportler jedes Jahr im Winter so ein Kurzcamp in Kienbaum, wo fast ständig auch Spitzensportler zu Gast sind – im Vorjahr trafen die Hoyerswerdaer zum Beispiel Diskuswerfer Robert Harting auf dem Weg zu seinem Olympia-Gold. Die vier Tage für die SC-Athleten galten vor allem der Technikschulung beim Schwimmen und Laufen. Ein Rückblick:

Donnerstag: Tempo und Lektüreabend

Der Anreisetag verlief recht entspannt. Erst am Nachmittag trafen die Teilnehmer im BLZ ein. Vor dem Abendessen stand die erste von insgesamt sechs Schwimmeinheiten des Wochenendes auf dem Programm. Und wie in den Vorjahren begann sie mit einem 100-Meter-Test im Kraulschwimmen. Die Schnellsten benötigten gut 70 Sekunden, die Langsamsten etwa eine Minute länger. Für alle war die Zeit aber ein guter Test, auch im Vergleich zu den Vorjahren. Wichtig bei den anschließenden Übungen – das Wassergefühl. Trainer Jan Frobart mahnte: „Ihr müsst nicht gegen das Wasser, sondern mit ihm arbeiten.“

Nach dem Abendessen gab’s Sportlektüre. Bei einer Lesung aus dem Werk „Bewegt Euch!“ von Hajo Schumacher, der unter dem Pseudonym Achim Achilles schreibt, ging es um den Sinn und Unsinn von Trainingsplänen, Sport- und Lebenstrainer sowie dem Hecheln nach (unerfüllbaren) Zielen – also auch, und gar nicht ironisch, um die Frage: „Wo hört die Fitness auf und wo fängt der Irrsinn an?“

Freitag: Unerwünschte Bogenlampen

Irrsinn oder nicht, auf jeden Fall begann der zweite Tag sehr zeitig. Um halb sieben morgens war die SC-Truppe wieder im Wasser, noch vor dem Frühstück. Nach dem obligatorischen 100-Meter-Test zogen sich die Camp-Teilnehmer Kurzflossen über die Füße. Sie helfen beim Vortrieb und der richtigen Wasserlage. Die Technik-Übungen waren anspruchsvoll. Wie auch die Lauf-Übungen nach dem Essen. Das Lauf-ABC soll schließlich zum festen Bestandteil eines Läufertrainings werden. Ebenso wie die Stabilitätsübungen der dritten Tageseinheit. Ohne Fitnessgeräte lässt sich die Tiefen-, also Haltemuskulatur sehr fordern. Man kann es leicht probieren, indem man im Stehen beide Arme zur Seite führt und versucht, sie eine Minute in Höhe der Schultern zu halten.

Wer dann noch Kraft hatte, konnte beim Videodreh im Wasser eine gute Figur machen. Die Videoanalyse kennen die Teilnehmer schon aus den Vorjahren. Nicht bei allen ist sie beliebt. „Die Kamera ist böse“, erklärte Charlotte Dörr lachend. „Sie sieht alles.“ Aber wenn der Trainer zeigt, dass Schwimmer wie eine Bogenlampe im Wasser hängen, wächst die Einsicht nach der Notwendigkeit des Technik-Trainings.

Samstag: Barfuß läuft man richtig

Auch Lauftrainer Ralf Harbecker hatte seine Videotechnik mitgebracht. Er zeigte, wie man nicht Laufen sollte, nämlich indem die Ferse zuerst den Boden rammt. „Sie ist nicht dafür geschaffen, solche Stoßkräfte auf längere Zeit zu ertragen“, erklärte der Trainer. Wie der Fuß beim Laufen richtig aufgesetzt wird, lässt sich einfach auf weichem Rasen testen. Jeder macht es instinktiv richtig: Mit dem Mittelfuß, oder besser mit dem Ballen zuerst.

Der Tag, wieder mit vier Einheiten, hat Kraft gekostet und machte hungrig. Es ging auch anderen so. In der Cafeteria staunten die Triathleten, wie viel Kugelstoß-Weltmeister David Storl in der Lage ist, zu essen.

Sonntag: Kein Stress zum Finale

Abreisetag. Aber dennoch mit Schwimmen vor dem Frühstück. Die letzte Einheit verlief dann aber locker: Dehnen, traben, Yoga-Übungen. Nicht alle haben das komplette Programm in den vier Tagen mitgemacht und auch eins gelernt: Kilometer „schrubben“ muss nicht immer sein. Wer vor allem die Technik beherrscht, kommt leichter voran. Bei den ersten Wettkämpfen des Jahres wird man es sehen.